Feuerwehr braucht eine eigene Drehleiter
Alle fünf
Jahre wird der Feuerwehr-Bedarfsplan fortgeschrieben. In seiner Sitzung
am Mittwoch hat der Gemeinderat dem 213-seitigen Werk einhellig
zugestimmt – und dafür den Applaus von fast 20 Feuerwehrkameraden auf
den Zuhörerplätzen erhalten. Damit einher geht, dass eine Drehleiter
angeschafft werden soll.
Und zwar „ohne schuldhaften Zeitverzug“, wie es Kreisbrandmeister Henning Nöh formulierte. Heißt: Es sollte damit nicht bis zum Ende des Fortschreibungs-Zeitraums gewartet werden, der bis 2022 dauert.
Die Gründe für die Anschaffung einer Drehleiter (geschätzter Kostenrahmen: 700- bis 800 000 Euro) wurden mehrfach angeführt. Bislang muss Meckenbeuren „Überlandhilfe“ aus Tettnang anfordern, wenn benötigt. Was zwischen 2013 und 2017 exakt 67 Mal der Fall war (plus einmal aus Friedrichshafen). Auffällig dabei die Zunahme in den letzten Jahren: Allein 34 der 67 Drehleiter-Einsätze erfolgten im Vorjahr, was mit einer Änderung der Ausrückeordnung zusammenhängt (mit Fokus auf die Menschenrettung). Nicht verschwiegen wurde, dass die zeitliche Zielerfüllung von zehn Minuten sich nur in 42 Prozent aller Fälle verwirklichen ließ.
Kein Hintertürchen fürs Schloss
Mit
der Anfahrt aus Tettnang soll also Schluss sein – wie auch mit der
Vorgabe, dass Gebäude in der Gemeinde generell einen zweiten Rettungsweg
benötigen, wohlgemerkt ohne eigene Drehleiter. Wenn denn eine vor Ort
verfügbar ist und längere Anfahrtszeiten fortfallen: Könnte dann nicht
auch fürs Schloss in Brochenzell der noch zu bauende zweite Rettungsweg
entfallen – so die Frage von Peter Banholzer (Freie Wähler).
Nöh
vernahm das Thema mit Augenrollen, blieb in der Aussage aber klar: Das
gelte nicht fürs Schloss, auf das als Versammlungsstätte andere Vorgaben
zutreffen. „Wir haben alles durchgespielt“, ließ er keinen Raum für
Neu-Verhandlungen.
Bestätigt wurde vom Kreisbrandmeister, dass
auch die anzuschaffende Meckenbeurer Drehleiter zur Überlandhilfe
verpflichtet ist. „Bis jetzt belasten Sie Tettnang“, erinnerte er und
forderte: „Sie müssen Eigenvorsorge betreiben“ – was auch mit Blick
darauf gemeint war, dass doch 120 Nutzungseinheiten auf der Gemarkung
nicht mehr angeleitert werden könnten. Und zum Stichwort „ausgebaute
Dachgiebel“ bekundete Nöh: „Das kriegen wir als Fachbehörde oft gar
nicht mit.“
War die Fortschreibung des Bedarfsplans in der
Vergangenheit durch die heimische Wehr erfolgt, so lag sie diesmal bei
Rettungs- und Sicherheits-Ingenieur Sven Volk
(Immenstaad), der nun im Gemeinderat vorstellte, was er Ende 2017
erstellt hatte. Der hauptamtliche Gutachter habe sich „ein unabhängiges
Bild“ verschafft, hieß es seitens der Gemeindeverwaltung – wozu auch das
Studium von Bauakten gehörte (speziell von Gebäuden mit besonderen
Anforderungen zum Brandschutz).
In der Verwaltungsvorlage für die
Räte wurde hervorgehoben, dass die Werke von 2008 und 2013 in ihren
Ergebnissen durch die Fortschreibung 2018 bestätigt worden sei. Heißt:
„Die bisherige Eigenleistung wurde somit nachträglich durch den ,Blick
von außen’ legitimiert.“
Konkret galt es, Soll- und Ist-Zustand
abzugleichen. Aus den Erkenntnissen sind Maßnahmen abzuleiten, ihre
Umsetzung wird festgeschrieben. Fünf Punkte waren besonders im Visier:
die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte, das Fahrzeugkonzept, die
Löschmittelbereitstellung sowie die seit 2008 neu hinzu gekommenen
Objekte.
Und die Schutzzielfestlegung mit der Frage: „Inwieweit
ist eine Erreichbarkeit des Einsatzortes binnen zehn Minuten ab
Alarmierung sichergestellt?“ Als Erreichungsgrad sind hier für die
ersten Kräfte 85 Prozent vorgegeben, für die „zweite Welle“ nach 15
Minuten ein Grad von 90 Prozent. Die nach Tages- und Nachtalarm
getrennte Auswertung ergab speziell im Tagesbereich mehrfach das
Prädikat „nicht alarmsicher“, weil die Verfügbarkeit an Kräften nicht
gewährleistet sei (mit Schwerpunkt auf Kehlen und Liebenau). Dazu heißt
es bei Volk: „Es sind insbesondere organisatorische Maßnahmen zu
treffen, um das kurzzeitige Ausrücken beider Abteilungen einschließlich
der Löschgruppe Liebenau im werktäglichen Alarm unter Berücksichtigung
der Planungsziele sicherstellen zu können.“
Dank und Lob kamen bei all dem nicht zu kurz – sei es von Bürgermeisterin Elisabeth Kugel im Namen der Bürgerschaft an die Wehr, sei es durch Henning Nöh, der befand: „Ihre Feuerwehr leistet einen guten Job.“
Quelle: www.schwäbische.de